Heim Gesellschaft & Leben
Kategorie:

Gesellschaft & Leben

Integration ist in Deutschland oft ein polarisierendes Thema – doch hinter den Debatten stehen zahlreiche Erfolgsgeschichten, die zeigen: Wenn Chancen gegeben werden, entfalten Menschen aus unterschiedlichen Kulturen großes Potenzial. In Städten wie Berlin, Stuttgart, Leipzig und Düsseldorf gewinnen Migranten nicht nur als Ärztinnen, Unternehmerinnen oder Pädagog*innen an Sichtbarkeit, sondern prägen aktiv die Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur. Ihre Geschichten sind Belege dafür, dass Integration möglich ist – mit Mut, Unterstützung und Willkommenskultur.

Ein Beispiel ist Leyla Özdemir aus Köln, die 2015 mit ihrer Familie aus Syrien nach Deutschland kam. Nach der Anerkennung ihres Lehrerdiploms absolvierte sie ein Praktikum an einer Gesamtschule und arbeitet heute als Integrationshelferin und Deutschlehrerin für Geflüchtete. „Ich wollte nicht nur Hilfe empfangen, sondern etwas zurückgeben“, sagt sie. Ihr Engagement wurde mit dem Kölner Integrationspreis 2023 ausgezeichnet.

In München gründete Amir Tarek einen Bio-Lieferservice für mediterrane Lebensmittel. Der gebürtige Ägypter erkannte früh die Nachfrage nach frischen, kulturbewussten Produkten in Großstädten. Heute beschäftigt sein Unternehmen 15 Mitarbeiter*innen – darunter viele mit Migrationshintergrund – und beliefert auch Restaurants und Wochenmärkte. „Deutschland gab mir die Chance, meine Idee zu verwirklichen“, sagt Tarek. Sein Erfolg zeigt: Migranten sind nicht nur Verbraucher, sondern auch treibende Kräfte der Wirtschaft.

Auch in der Kultur- und Bildungsarbeit entstehen beeindruckende Projekte. In Leipzig betreibt die Initiative „Kunstbrücke“ ein Kulturzentrum, das von geflüchteten Künstler*innen aus dem Iran, Afghanistan und Syrien getragen wird. Hier entstehen Ausstellungen, Theaterstücke und Sprachworkshops, die Brücken zwischen den Kulturen bauen. „Kunst ist unsere gemeinsame Sprache“, sagt Mitbegründerin Parvaneh Nowroozi. Solche Projekte werden oft von Städten, Stiftungen oder EU-Programmen unterstützt – und zeigen, wie kulturelle Vielfalt Bereicherung bedeutet.

Pages: 1 2

Die Debatte um geschlechtergerechte Sprache in Deutschland ist so intensiv wie kontrovers. Während das Gendern in Behörden, Universitäten und Medien längst Alltag ist, stößt es in Teilen der Bevölkerung auf Ablehnung. Doch was steckt hinter der Diskussion? Wie wird das Gendern heute in der Gesellschaft wahrgenommen – und wo liegen die Gründe für die starke Polarisierung?

Seit Jahren setzen immer mehr Institutionen auf geschlechterinklusive Formulierungen: „Lehrer*innen“, „Bürger:innen“, „Studierende“ oder die Verwendung des Gender-Gaps („Lehrer_innen“) sollen nicht nur Männer und Frauen, sondern auch nichtbinäre und intergeschlechtliche Menschen sichtbar machen. Laut einer Umfrage des Bundesministeriums für Familie 2024 unterstützen rund 58 Prozent der Deutschen zwischen 18 und 35 Jahren die Verwendung geschlechtergerechter Sprache – vor allem in offiziellen Texten, Bildungseinrichtungen und Arbeitsverträgen.

Besonders in der jüngeren Generation gilt inklusive Sprache als Ausdruck von Respekt und Diversität. Viele junge Menschen sehen in der traditionellen Formulierung „der Nutzer“ oder „die Teilnehmer“ eine unsichtbare Diskriminierung – weil sie das weibliche und andere Geschlechter ausschließe. Für sie ist das Gendern kein Luxus, sondern ein notwendiger Schritt zur Gleichstellung.

Doch die Kritik ist laut. Vor allem in sozialen Medien, aber auch in politischen Debatten wird das Gendern oft als „Bürokratie-Unsinn“ oder „Sprachungetüm“ bezeichnet. Eine repräsentative Umfrage des INSA-Instituts 2024 ergab, dass über 60 Prozent der Deutschen über 55 das Gendern als störend oder überflüssig empfinden. Häufige Kritikpunkte: die vermeintliche Verschleierung der Lesbarkeit, der hohe Aufwand in der Schriftsprache und die Angst vor „Sprachpolizei“.

Pages: 1 2

Ehrenamtliches Engagement gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung – und durchlebt gleichzeitig einen tiefgreifenden Wandel. Laut dem 14. Deutschen Freiwilligensurvey des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend engagieren sich heute fast jeder vierte Deutsche ab 14 Jahren ehrenamtlich, Tendenz steigend. Doch wer sind diese Menschen, was motiviert sie – und wie sieht die Zukunft des freiwilligen Engagements aus?

Ein klarer Trend: Das Ehrenamt wird jünger, flexibler und digitaler. Während früher vor allem Vereine, Kirchen oder Feuerwehren die Hauptträger waren, entstehen heute neue Formen des Helfens – oft unabhängig von Institutionen. Besonders bei jungen Erwachsenen und der Generation Z steht das Engagement für gesellschaftliche Verantwortung hoch im Kurs. Ob Klimaschutz, Flüchtlingshilfe oder Tierschutz – viele wollen aktiv etwas verändern, ohne sich langfristig binden zu müssen. Kurzfristige Einsätze, Projekte oder digitale Unterstützung liegen im Trend.

Ein Beispiel ist die Plattform „Mehrfalter“, die ehrenamtliche Helfer mit Initiativen in ganz Deutschland vernetzt – von der Nachhilfe für geflüchtete Kinder bis zur Pflege von Gemeinschaftsgärten. Ähnlich funktioniert „Lern-Fair“, ein bundesweites Netzwerk, das Studierende mit Schülerinnen und Schülern aus sozial benachteiligten Familien verbindet. Solche Angebote sind niedrigschwellig, gut organisiert und oft über soziale Medien erreichbar – genau das, was moderne Freiwillige suchen.

Aber was treibt die Menschen an? Die Motive sind vielfältig. Für viele ist es der Wunsch nach sinnstiftender Tätigkeit – besonders nach der Pandemie und in Zeiten globaler Krisen. Andere wollen neue Fähigkeiten erlernen, soziale Kontakte knüpfen oder ihre eigene Lebenswelt verbessern. Besonders in ländlichen Regionen spielt das Ehrenamt eine zentrale Rolle: Ohne freiwillige Helfer funktionieren oft nicht einmal der Dorfladen, der Karnevalsverein oder die örtliche Bibliothek.

Pages: 1 2

In Deutschland wird die Bevölkerung immer älter: Laut dem Statistischen Bundesamt leben 2024 bereits über 21 Millionen Menschen in der Altersgruppe ab 65 Jahren – Tendenz steigend. Gleichzeitig wächst der Wunsch, möglichst lange selbstbestimmt und unabhängig im vertrauten Zuhause zu leben. Doch viele Wohnungen entsprechen nicht den Anforderungen des Alters. Rutschige Böden, enge Türen oder Treppen ohne Lift erschweren das Leben. Die Lösung? Altersgerechtes Wohnen – eine Mischung aus baulicher Anpassung, technischer Unterstützung und sozialer Infrastruktur.

Ein erster Schritt ist die barrierefreie Gestaltung der eigenen Wohnung. Bereits kleine Umbauten können große Wirkung entfalten: Duschen ohne Stufe, Haltegriffe im Bad, rutschfeste Bodenbeläge oder höhere Toiletten erleichtern den Alltag und beugen Stürzen vor – die häufigste Unfallursache im Alter. Wer im Eigenheim lebt, kann diese Maßnahmen durch Förderprogramme der KfW-Bank oder der Pflegekasse teilweise finanzieren. Bis zu 4.000 Euro Zuschuss pro Haushalt sind möglich.

Ein weiterer Trend ist das Wohnen in Mehrgenerationenhäusern oder Nachbarschaftsprojekten. Hier leben junge Familien, Alleinerziehende und ältere Menschen unter einem Dach – mit gemeinsamen Räumen wie Gärten, Küchen oder Werkstätten. Solche Konzepte fördern den Austausch, reduzieren Einsamkeit und ermöglichen gegenseitige Unterstützung. In Städten wie Freiburg, Hamburg oder Leipzig entstehen solche Projekte im Rahmen städtischer Wohnraumförderung – oft mit langer Warteliste.

Technik spielt dabei eine zunehmend wichtige Rolle. Smart-Home-Systeme warnen bei offener Herdplatte, erinnern an Medikamenteneinnahme oder aktivieren automatisch das Licht bei nächtlichem Toilettengang. Auch Notrufsysteme mit Sprachassistenten oder tragbaren SOS-Knopf sind heute diskret und zuverlässig. Wichtig ist jedoch: Die Technik muss einfach zu bedienen sein. Komplizierte Bedienung führt schnell zur Frustration.

Ein weiterer Ansatz ist das seniorengerechte Mietwohnungsangebot. Immer mehr Bauträger und Wohnungsunternehmen richten sich auf ältere Mieter aus: ebenerdige Wohnungen, Aufzüge, breite Flure, helle Treppenhäuser. Besonders gefragt sind Lagen mit guter Anbindung an Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte und öffentliche Verkehrsmittel. In Ballungsräumen wie München oder Frankfurt steigt die Nachfrage nach solchen Wohnungen rapide – doch das Angebot bleibt oft hinter dem Bedarf zurück.

Pages: 1 2

Die Generation Z – geboren zwischen 1997 und 2012 – tritt zunehmend in den Fokus der deutschen Gesellschaft. Mit rund 13 Millionen Menschen machen junge Erwachsene zwischen 12 und 27 Jahren heute fast 16 Prozent der Bevölkerung aus. Sie wachsen digital auf, erleben globale Krisen und prägen zunehmend Arbeitswelt, Konsumverhalten und politische Debatten. Doch was motiviert die Generation Z in Deutschland wirklich? Und wie unterscheidet sie sich von ihren Vorgängern?

Ein zentrales Merkmal der Gen Z ist ihre digitale Naturverbundenheit. Anders als die Millennials, die das Internet noch „erlebt“ haben, sind sie als „Digital Natives“ damit aufgewachsen. Smartphones, soziale Medien und Instant-Informationen sind für sie so normal wie Wasser aus dem Hahn. Doch paradoxerweise sehnen sich viele von ihnen gerade in dieser Hypervernetzung nach Authentizität und echten Erfahrungen. Influencer, die als „zu gestellt“ gelten, verlieren schnell an Glaubwürdigkeit. Stattdessen folgen junge Deutsche lieber Accounts, die Transparenz, Fehler und soziales Engagement zeigen.

Ein weiterer zentraler Antrieb ist das Bewusstsein für soziale und ökologische Gerechtigkeit. Laut einer Umfrage des Bundesjugendministeriums 2024 sehen über 70 Prozent der 16- bis 25-Jährigen den Klimawandel als größte globale Bedrohung. Sie engagieren sich in Fridays for Future, unterstützen soziale Projekte oder konsumieren bewusst: Fairtrade, vegan, second-hand. Doch ihre Forderungen richten sich nicht nur nach außen – auch Arbeitgeber müssen sich anpassen. Für die Gen Z ist ein attraktiver Job nicht nur gut bezahlt, sondern auch sinnstiftend, flexibel und inklusiv. Homeoffice, 4-Tage-Woche und Diversität sind keine Extras, sondern Grundvoraussetzungen.

Pages: 1 2